Semmelweis THE ARTISTS
Pro Monat wird ein/e KünstlerIn vorgestellt und beantwortet 10 Fragen betreffend Kunst und Gesellschaft.
Die Reihenfolge der vorgestellten KünstlerInnen ergab sich zufällig. Es gibt hier keine wie immer geartete Bewertung der künstlerinschen Arbeit.
#1 / Januar
Name: Frederik Marroquin, 33
Aufgewachsen in: einem Dorf in der Nähe von Stuttgart
Ausbildung: Kommunikationsdesign an der Hochschule Mainz, Akademie der bildenden Künste, Wien
Bereich in dem er/sie derzeitig tätig ist: Performance Art / Installation
Die 10 Fragen
1. Was war dein erster Berufswunsch?
Astronaut oder Dinoforscher.
2. Bist du ein Künstler?
Ja.
3. Was ist ein Künstler? Was unterscheidet ihn von anderen Berufsgruppen?
Das kann man nur von sich selbst sagen bzw. für sich selbst bestimmen. Für mich ist Kunst und das Künstlersein eine Form, die Welt begreifbar zu machen. Kunst zu machen bedeutet für mich, ungebunden von einem Zweck, mich von meiner Neugier leiten lassen zu können. Es ist eine poetische Auseinandersetzung mit Form, mit Bewegung, mit intuitiven Prozessen.
4. Welchen Anspruch hast du an deine Werke?
Dass sie mich herausfordern und überraschen.
5. Fühlst du dich mit deinen Werken von der Gesellschaft gebraucht?
Ich würde das nicht als „Gebrauchtwerden“ beschreiben. Was ich aber merke, ist eine starke Resonanz, wenn ich vor meinem Publikum stehe. Da ist etwas, was die Leute fasziniert, verwirrt, oder auf irgendeine Art beschäftigt. Ja, doch, da spüre ich eine große Feinfühligkeit seitens des Publikums. Und ich bin überzeugt, dass die Gesellschaft auch uns als Semmelweisklinik braucht.(Anm:Der Kunstverein Semmelweisklinik wird unter Semmelweis THE PROJEKT beschrieben.)
6. Wie weit wird deine Arbeit von finanziellen Bedürfnissen beeinflusst?
Kunstmarktmäßig ist meine Arbeit so ziemlich das Dümmste, was man machen kann. Bei mir gibt es keine Endkunden, die etwas kaufen könnten. In meinem Bereich stellt sich diese Frage anders. Und zwar: wer sieht meine Arbeit? Ist im Publikum da die eine Person, die meine Arbeit schätzt und Zugang zu Ressourcen hat? Das können öffentliche Mittel für Kunst im öffentlichen Raum oder diverse Einrichtungen sein, oder jemand, der gerade ein Bühnenbild braucht und ein Budget dafür hat.
7. Wie definierst du (kurzfristigen, bzw. langfristigen) Erfolg?
Für mich ist sehr klar, dass ich bis ans Ende meines Lebens irgendeine Form von Kunst machen möchte. Das will ich erreichen, mit allem was ich tue. Das ist für mich Erfolg. Und natürlich ist es interessant, wenn eine große Institution auf mich aufmerksam wird. Da sind dann plötzlich ganz andere Ressourcen im Spiel mit denen man arbeiten kann. Große Räume bespiele ich sehr gerne. Das Sculpture Center in New York wäre z.B. so eine Institutionen, wo ich gerne einmal etwas machen würde. Das wäre aber wohl immer nur eine Station und nicht der Endpunkt oder das Ziel meiner Arbeit.
8. Gibt es ein Scheitern in der Kunst?
Ja, auf jeden Fall. Unehrlichkeit in der eigenen Arbeit ist gleichbedeutend mit Scheitern. Wenn es mich bei einer Arbeit z. B. nicht so kitzelt, dann ist das schon ein erster Schritt, wo ich mir denke: das wird nichts. Bei einer Performance kann ja auch immer etwas schief gehen. Wenn die Arbeit zum Beispiel nicht die Intensität hat, die ich mir vorgestellt habe.
9. Ein/e Künstler/in, die du bewunderst?
Hito Steyerl finde ich ganz großartig. Ein Künstler, der mich auch immer wieder begleitet, ist Franz Erhard Walther. Und klar: da gibt es auch die All-Time-Classics wie Marina Abramovic.
10. Deine beste Arbeit bisher?
Das ist schwer zu sagen, aber wenn ich mir eine Arbeit aussuchen müsste, dann wäre das vielleicht eine, die ich zusammen mit Dorian Bonelli gemacht habe. Die Arbeit „52 Zähne“ war eine Performance mit einer Installation, die wir gemeinsam im Rahmen des Festivals „Bonanza Fest 2023“, in Köln gezeigt haben.